Saudi Arabien wird Hauptsponsor des Profi Tennis (ATP und WTA)

Saudi Arabien nimmt zunehmend mehr Einfluss auf den Sport. Jetzt scheißt das autoritäre Königreich auch den Tennissport mit seinem Geld zu.

Der Public Investment Fund (PIF) ist der Staatsfonds von Saudi-Arabien und zählt zu den größten Staatsfonds der Welt mit einem geschätzten Gesamtvermögen von etwa 925 Milliarden US-Dollar. Er wurde im Jahr 1971 gegründet, um Gelder im Auftrag der Regierung von Saudi-Arabien anzulegen. Der Fonds wird vom Kronprinzen Mohammed bin Salman kontrolliert, der seit 2015 de facto Herrscher Saudi-Arabiens ist.

Seit einigen Jahren investiert der PIF verstärkt in Profi-Fußball, baute eine eigene Liga auf mit Verstärkung zahlreicher geldgieriger Alt-Profis wie Christiano Ronaldo oder Neymar. Außerdem kaufte der Investmentfonds den britischen Fußball Club Newcastle United.

Jetzt hat Saudi Arabien ein Auge auf den weißen Sport geworfen und sponsert die Turniere von ATP und WTA und hat außerdem ein Angebot zum Kauf der Profi-Tour abgegeben.

Aufgrund der mangelnden Transparenz des Fonds und der engen Kontrolle durch die saudische Regierung hat das Kontroversen ausgelöst, allerdings nicht innerhalb der betroffenen Sportarten. Scheinbar sind selbst die Stars nicht in der Lage, Einfluss auf ihren Sport auszuüben und die Menschenrechtslage im Land zu kritisieren.

Die Kritik an den Aktivitäten von Saudi Arabien im Profisport beziehen sich auf folgende Punkte:

  1. Menschenrechtsverletzungen: Saudi-Arabien hat eine lange Geschichte schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen, darunter Einschränkungen der Meinungsfreiheit, Inhaftierung von Aktivisten, politischer Dissens und Diskriminierung von Frauen und queeren Menschen. Der PIF wird von der saudischen Regierung kontrolliert und ist daher direkt mit diesen Menschenrechtsverletzungen verbunden.
  2. Sportswashing: Durch Investitionen in den Sport, insbesondere durch die Übernahme von Sportteams oder die Ausrichtung großer Sportveranstaltungen, versucht Saudi-Arabien sein internationales Image aufzupolieren und von seinen Menschenrechtsverletzungen abzulenken. Die Beteiligung von PIF an solchen Unternehmungen wird als Mittel der „Sportswashing“ betrachtet.
  3. Mangelnde Transparenz und Governance: Der PIF wird kritisiert, weil er wenig transparent ist und direkt von der saudischen Regierung kontrolliert wird. Diese mangelnde Transparenz erschwert es, die genauen Investitionen und Geschäftspraktiken des Fonds zu verstehen und zu überprüfen.
  4. Politische Einflussnahme: Der PIF wird auch für seine Rolle bei der Finanzierung von Projekten und Unternehmen kritisiert, die politischen oder persönlichen Interessen der saudischen Führung dienen, ohne Rücksicht auf die langfristigen wirtschaftlichen oder sozialen Auswirkungen.

Zwar gibt es im Profitennis bei den Herren bisher wie im Fußball keine geouteten Spieler, ganz anders sieht es allerdings beim Frauentennis aus. Wie sich Schwule und Lesben fühlen für einen Staat zu spielen, der Homosexualität mit dem Tod bestraft, kann nur erahnt werden.

„Globale Tennisorganisationen sollten nicht dazu beitragen, Unterdrückung in Saudi-Arabien zu fördern. Die Women’s Tennis Association und die Association of Tennis Professionals sollten Verbesserungen des Menschenrechtsberichts Saudi-Arabiens fordern, bevor sie Deals abschließen, die die Menschenrechtsverletzungen der saudischen Regierung vertuschen.“

Minky Worden / Direktorin Human Rights Watch

Auch die beiden Tennislegenden Martina Navratilova und Chris Evert schrieben einen öffentlichen Brief an die WTA und wehrten sich gegen die Kooperation mit einem Staat, in dem es keine Freiheit gibt.

„Dies ist nicht nur ein Land, in dem Frauen nicht als gleichberechtigt angesehen werden, es ist auch ein Land, das die LGBTQ-Community kriminalisiert. Ein Land, dessen langfristige Bilanz der Menschenrechte und Grundfreiheiten seit Jahrzehnten Anlass zu internationaler Besorgnis gibt.“

Quelle

Zwar widerspricht die tunesische Spielerin Ons Jabeur dieser Darstellung, wird aber seit neuestem auch von der PIF gesponsert. Saudisches Geld kann offenbar alles kaufen, soger eine der sympathischsten Tennisspielerinnen unserer Zeit.

Nach dem Einstieg von Saudi Arabien bei der Formel 1 wurden nach ausdrücklicher Kritik von Weltmeister Louis Hamilton politische Äußerungen komplett verboten. Ähnliches dürfte nun dem Tennis bevorstehen, wobei Tennisspieler bisher eher selten durch politisches Engagement aufgefallen sind.

Die Geschichte des PIF reicht bis zur Gründung durch König Faisal bin Abdulaziz Al Saud im Jahr 1971 zurück. Ursprünglich war der PIF ein passiver Fonds, der das Aktienkapital des saudischen Staates an börsennotierten Unternehmen verwaltete. Als benachbarte Petrostaaten begannen, ihre Staatsfonds für Einflussnahme zu nutzen, folgte Saudi-Arabien ihrem Beispiel und erweiterte seinen Fonds.

Der PIF hat eine Vielzahl von Investitionsprojekten durchgeführt, darunter die Beteiligung an Unternehmen wie Uber, Tesla und verschiedene Video- und Computerspielunternehmen. Er besitzt auch eine Vielzahl von Luxusresorts, darunter das Qiddiya-Projekt und das Red Sea Project. Darüber hinaus hat der PIF auch in Infrastrukturprojekte investiert, sowohl im Inland als auch international.

Trotz dieser Initiativen befindet sich Saudi Arabien bei Reporter ohne Grenzen weiterhin auf den hintersten Plätzen bei der Pressefreiheit. Es gibt de facto keine unabhängigen Medien und Journalisten können nicht frei arbeiten. Hunderte von Flüchtlingen wurden im Jahr 2023 an der saudischen Grenze erschossen. Bei „Gotteslästerung“ droht die Todesstrafe und das Internet wird komplett von den Herrschern überwacht. Dass ausgerechnet der Sport, in dem Spielregeln und Fairness so wichtig sind, mit so einem Regime zusammenarbeitet, ist ein Armutszeugnis und eine Farce.