French Open 2025: Sinner und Alcaraz liefern sich Duell für die Ewigkeit

Das Endspiel der French Open 2025 hat sich als episches Duell zweier junger Tennisgiganten entpuppt. Carlos Alcaraz und Jannik Sinner, beide Anfang 20, zeigten am Sonntagabend in Paris eine Leistung, die weit über das hinausging, was selbst optimistische Beobachter erwartet hatten.

Die beiden Spieler zeigten Tennis vom anderen Stern und dass sie in den nächsten Jahren wohl die großen Titel weitgehend unter sich ausmachen werden.

Fünf Stunden und 29 Minuten lang lieferten sich die beiden ein hochklassiges Match, das als längstes Finale in der Geschichte von Roland Garros in die Annalen eingehen wird. Am Ende war es nur ein Wimpernschlag, ein-zwei geniale Bälle mehr, die das Match zugunsten von Alcaraz entschieden. Sinner war am Boden zerstört, hatte er zuvor doch mehrere Matchbälle gehabt und 2:0 Sätze vorne gelegen. Doch Alcaraz bewies sich als Kämpfer, der so schnell nicht aufgibt.

Historischer Kampf zweier Ausnahmetalente

Carlos Alcaraz, 22 Jahre alt, krönte sich am Ende erneut zum Champion. Dabei wehrte er drei Matchbälle ab und drehte ein Spiel, das er bereits mit zwei Sätzen Rückstand begonnen hatte. Damit ist er erst der dritte Spieler in der Open Era, der ein Grand-Slam-Finale nach abgewehrten Championship-Points gewinnt.

Für den Spanier, der nun fünf Major-Titel sein Eigen nennt, war es ein weiterer Meilenstein in einer jungen, aber bereits beeindruckenden Karriere. Sein Rivale, der 23-jährige Italiener Jannik Sinner, bleibt trotz Niederlage die Nummer eins der Welt und unterstrich einmal mehr seine enorme Konstanz: In den letzten 20 Monaten musste Sinner lediglich zehn Niederlagen in 121 Matches einstecken, die Hälfte davon allerdings gegen Alcaraz.

Ende der Ära, Beginn einer neuen Rivalität

Die große Bühne von Paris bot den perfekten Rahmen für diesen Generationenkonflikt. Während Novak Djokovic, der letzte aktive Spieler des legendären „Big Three“, sein möglicherweise letztes Roland-Garros-Turnier im Halbfinale gegen Sinner verlor, war die Ära der neuen Rivalen nicht mehr zu übersehen.

Die Zahlen sprechen für sich: Sieben der letzten acht Grand Slams gingen an Alcaraz oder Sinner, die nun auch das erste Finale zweier Spieler unter 23 Jahren seit über 30 Jahren bestritten. „Federer und Nadal haben großartige Finals gespielt, aber nichts kommt dem hier nahe“, schwärmte der siebenfache Major-Sieger Mats Wilander. „Das war nicht menschlich – zwei der besten Athleten, die es gibt.“

Auch Eurosport-Kommentator Boris Becker war aus dem Häuschen und bezeichnete das Finale als bestes Tennis-Match aller Zeiten. Tatsächlich war das Niveau außergewöhnlich hoch, es wurden kaum Fehler gemacht und wenn, dann aufgrund der herausragenden taktischen Vorarbeit während der Ballwechsel. Beide Spieler schenkten sich nichts, während Sinner gewohnt hart und schnörkellos zu Werke ging, konnte Alcaraz ein ums andere Mal das Tempo von Sinner mithalten und für spektakuläre Konter nutzen. Sinnbildlich dafür steht der Matchball, bei dem Alcaraz einen sehr guten Ball von Sinner exakt an ihm vorbei exakt auf der Linie platzierte.

Athletik trifft auf Taktik: Sinner scheitert an Alcaraz’ Variabilität

Jannik Sinner, der vor dieser Saison für drei Monate wegen einer Doping-Sperre pausieren musste, präsentierte sich während des gesamten Turniers in bestechender Form und gab bis zum Finale keinen einzigen Satz ab. Seine Schlagtechnik, seine Präzision und sein kühler Kopf schienen den Sieg greifbar nah zu machen. Sinner dominierte weite Strecken des Spiels, baute Druck auf und schien in den entscheidenden Momenten die Oberhand zu behalten. Alcaraz hatte auch immer wieder mal unkonzentriertere Phasen gezeigt und es war klar, dass ein Jannik Sinner in dieser bestechenden Form das gnadenlos auszunutzen würde.

Doch Alcaraz zeigte einmal mehr, warum er als legitimer Nachfolger von Rafael Nadal gilt. Er ließ sich von Sinners maschineller Präzision sogar noch zu Höchstleistungen anstacheln, variierte sein Spiel, suchte immer wieder neue Lösungen. Wo Sinner wie ein perfekt kalibrierter Apparat agierte, brachte Alcaraz Menschlichkeit und Kreativität ins Spiel. Mit einer Kombination aus Drop Shots, aggressivem Netzspiel und unnachgiebigem Kampfgeist drehte er das Match – und erinnert immer mehr an sein großes Vorbild Nadal.

Ein episches Finale mit historischem Charakter

Alcaraz’ Triumph markiert auch eine Parallele zu Nadal: Wie sein Landsmann vor ihm gewann Alcaraz seinen fünften Major-Titel im Alter von 22 Jahren, einem Monat und drei Tagen. Für Sinner, der in diesem Jahr sein drittes Grand-Slam-Finale in Folge erreichte, ist das bitter. Doch er selbst zeigte sich nach dem Spiel kämpferisch: „Jede Rivalität ist einzigartig. Ich bin stolz, Teil dieser neuen Ära zu sein.“

Die Zahlen des Finals sprechen eine eigene Sprache: Sinner gewann insgesamt 193 Punkte, Alcaraz 192 – ein hauchdünner Unterschied, der die Dramatik und Ausgeglichenheit des Spiels widerspiegelt. Es ist dieser minimale Unterschied, der den Unterschied ausmacht und gleichzeitig die Qualität beider Spieler unterstreicht.

Wohin führt diese Rivalität?

Das nächste Kapitel ist bereits in Sicht: In drei Wochen beginnt Alcaraz die Titelverteidigung in Wimbledon, während Sinner im Herbst seinen US-Open-Titel verteidigen wird. Der Abstand in der Weltrangliste beträgt derzeit nur 2.030 Punkte, doch Alcaraz hat in Wimbledon 2.000 Punkte zu verteidigen, Sinner nur 400.

Der Abstand zu Platz 3, belegt von Alexander Zverev, ist auf 2500 Punkte angewachsen. Und nach den Leistungen bei den French Open zu urteilen, werden sich die restlichen Spieler in nächster Zeit hauptsächlich um diesen Platz 3 streiten dürfen, zu unerreichbar scheinen die beiden aktuellen Topspieler. Zverev zeigte zwar während des Turniers eine stabile Leistung, aber am Ende fehlte der letzte Biss und die taktische Cleverness, um sein enges Match gegen Novak Djokovic noch drehen zu können.

Auch ein Djokovic auf Abschiedstour dürfte in diesen Zweikampf selbst bei einem – durchaus noch möglichen – Grand Slam Sieg in Wimbledon oder bei den US Open nicht mehr eingreifen können. Dazu ist er inzwischen zu weit weg von der Spitze und hat sich auch dazu entschieden, nur noch um Titel bei den ganz großen Turniere zu spielen und alles andere auszulassen.

Alcaraz selbst blickte nach dem Triumph bereits voraus: „Ich bin sicher, er wird aus diesem Match lernen. Ich auch. Und wir werden weiter alles geben, um den anderen herauszufordern.“

Für Tennisfans auf der ganzen Welt steht fest: Diese Rivalität wird das Tennis der kommenden Jahre prägen. Es sind Matches wie dieses, die in Erinnerung bleiben – und die die großen Rivalitäten der Sportgeschichte fortschreiben. Und die dafür sorgen, dass wieder mehr Kinder Lust auf Tennis bekommen, diesen beiden jungen Ausnahmesportlern nachzueifern.

Mit diesem epischen Duell in Paris ist klar: Die Gegenwart und Zukunft des Herrentennis in den nächsten Jahren gehört Alcaraz und Sinner, zwei sympathische Aushängeschilder ihres Sports. Und beide haben eine realistische Chance, die unglaublichen Erfolge der Big Three, also Djokovic, Nadal und Federer zu wiederholen. Die Zukunft des Tennis hat begonnen und sie sieht vielversprechend aus.